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Mütter und Beruf
Eine berufstätige Mutter ist geduldig, pragmatisch und bringt Lösungen. Doch in der Businesswelt scheint man das noch immer nicht zu wissen. Foto: Olivia Hager Work Rebels.
Mütter werden bei Bewerbungsgesprächen oft diskriminiert. Wären aber nicht gerade gut ausgebildete Frauen, welche für ihre Familien zu Hause bleiben, eine Chance für den Fachkräftemangel? Olivia schrieb diesen Artikel erstmals für den Mamablog im Tagesanzeiger, welcher im Juli 2020 veröffentlicht wurde und für regen Diskusionsstoff sorgte.
Mütter werden bei Bewerbungsgesprächen oft diskriminiert. Was sie sich alles anhören müssen – und was ich als berufstätige Mama fordere.
Ich bin grad ziemlich genervt. Warum? Von den Zuständen in unserer schönen, fortschrittlichen Schweiz. Aber halt, ich muss anders beginnen. Ich liebe unser Land, und nach vielen Jahren im Ausland schätze ich meine Heimat mit Struktur und Ordnung umso mehr. Alles? Nein, aber das meiste. Doch die diskriminierende Behandlung von Müttern am Arbeitsmarkt gehört nun wirklich in die Mottenkiste.
Mütter sind zwangsläufig Genies im Multitasking, ohne diese Gabe würden sie den Alltag mit kleinen Kindern gar nicht bewältigen. Man könnte meinen, dass diese Qualität in der Businesswelt besonders geschätzt wird. Leider sieht die Realität anders aus und das stösst mir sauer auf. Unter uns erwerbstätigen Müttern gibt es zweifelsfrei Nieten und Koryphäen – und die ganze Bandbreite dazwischen. Doch, sind wir ehrlich, unter Businessmännern ebenfalls. Glauben Sie mir, die eine oder andere Superflasche in Top-Position durfte ich bereits persönlich kennenlernen.
Vater ≠ Mutter
Es ist ungerecht, dass ein Mann bei der Stellensuche punktet, wenn er Kinder hat, weil es ihn auszeichnet, wenn er sich neben seinem strengen Job noch um seine Familie kümmern kann. Während sich eine Frau mit Kindern besser mit einem Minimalpensum und wenig Verantwortung zufrieden geben soll, da sie ja noch die Belastung der Familie trägt. Eine berufstätige Mutter kann mit grosser Wahrscheinlichkeit sehr gut organisieren, koordinieren, führen und Prioritäten setzen, ist geduldig, pragmatisch und bringt Lösungen. Wunderbare Voraussetzungen für einen Posten mit Verantwortung also. In Zeitmanagement übt sie sich, sobald das Kind auf der Welt ist und erst recht, wenn ein Geschwisterchen dazu kommt.Energiemanagement ist wichtig für die Gesundheit
Muss ich mich wirklich rechtfertigen, wie ich die Betreuung meiner Kinder sicherstelle?
Nun soll das aber keinesfalls ein Männer-Frauen-Wettkampf werden. Es sind nicht die bösen Männer, welche uns die Stellen verwehren. Viel eher das veraltete Mindset, das in den Köpfen der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sitzt. Also jener Cache, der auf ihrer internen Datenbank nicht gelöscht wird und ständig alte Muster wiederholt.
Warum werden Mütter bei Vorstellungsgesprächen nach ihrer familiären Situation gefragt? Muss ich mich wirklich rechtfertigen, wie ich die Betreuung meiner Kinder sicherstelle? Und werden denn Väter ebenfalls mit nicht jobrelevanten Fragen in die Ecke gedrängt? Es gibt jedenfalls kaum ein Vorstellungsgespräch, bei welchem ich nicht meine familiäre Situation erklären soll.
Hier sind die Fragen, die es in meine persönliche Top-5-Liste geschafft haben:
- «Schaffen Sie denn den Workload dieses Jobs neben Ihrer Verantwortung als Mutter?»
- «Gibt es einen Vater zu den Kindern, welcher Sie bei der Erziehung unterstützt?»
- «Können Sie abends denn auch mal länger bleiben?»
- «Wer betreut Ihre Kinder, wenn sie krank sind?»
- «So ein Hort für zwei Kinder ist sicher sehr teuer, was bezahlen Sie da pro Monat?»
Und hier gleich noch die «besten» Absagen, weil ich Kinder habe:
- «Es tut uns sehr leid, trotz Ihrer Qualifikationen und Ihres sehr interessanten Werdegangs haben wir uns für die Kandidatin ohne Kinder entschieden, da sie bei Anlässen ausserhalb der Bürozeiten flexibel ist.»
- «Tut uns leid, wir mussten uns für einen Kandidaten ohne familiäre Verantwortung entscheiden.»
- «Wir würden Sie gerne auf der Bewerberliste behalten, schreiben die Stelle aber nochmals aus und schauen, was sonst noch reinkommt. Wir melden uns.»
- «Abonnieren Sie aber unseren Stellennewsletter. In einigen Jahren wird es sicherlich wieder eine ähnliche Vakanz bei uns geben, dann sind Ihre Kinder bereits etwas älter.»
Da fragt man sich doch einfach: Gehts noch? Und bitte denken Sie jetzt nicht, dass es sich dabei nur um kleine, unprofessionelle Firmen handelt. Im Gegenteil, darunter sind auch Konzerne, bei welchen wir versichert sind, unser Essen einkaufen und zwei NGOs mit sozialer Firmenphilosophie, die durch Spendengelder finanziert werden. Mit diesem Verhalten, liebe Verantwortliche, dämmert mir, warum so viele alleinerziehende Mütter nur noch den Gang aufs Sozialamt als Ausweg sehen. Und das kann und darf einfach nicht sein! Wo ist da der Funke an Solidarität und Menschlichkeit geblieben?
Ich habe keine Wahl!
Ja, ich bin alleinerziehend und die volle finanzielle Verantwortung für meine Familie liegt bei mir. Ich habe eine solide Ausbildung und bilde mich stets weiter. Teamgeist ist für mich selbstverständlich und ich unterstütze meine Kolleginnen und Kollegen auch über meine Funktion hinaus. Abends ein Anlass oder Meeting? Kein Problem, ich organisiere mich. Was soll also dieses Tamtam im Rekrutierungsprozess? Bei Kündigungen denkt heute auch kaum noch jemand an die familiäre Situation der Betreffenden, sondern Stellen werden einfach gestrichen.
Weg mit den Blicken, welche vollberufstätige Mütter als Rabenmütter verurteilen.
Ich habe nicht die Wahl, erwerbstätig zu sein oder zuhause zu bleiben. Und ein Minijob reicht nicht aus, um das Einkommen einer Familie sicherzustellen. Überhaupt: Ist es nicht grundsätzlich bedenklich, dass sich eine Mutter für ihre Berufstätigkeit rechtfertigen muss? Keine Sorge, meinen Kindern wird trotz meiner Erwerbstätigkeit genügend Liebe und Fürsorge zuteil – ausserdem wird ihnen nebenbei ein realistischer Blick auf die Welt mitgeliefert.
Höchste Zeit also, Müttern im Beruf Vertrauen zu schenken, ihr Können wertzuschätzen und ihnen die gleichen Chancen und Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu geben wie Vätern. Weg mit den Blicken, welche vollberufstätige Mütter als Rabenmütter verurteilen. Und her mit Teilzeitstellen, für die weder Frauen noch Männer überqualifiziert sind.
Auch wir Mütter wollen Verantwortung im Beruf, Projekte leiten und Teams führen – weil wir’s können und für unsere Qualifikationen genauso hart gearbeitet haben. Also aktualisiert endlich die Arbeitsstrukturen und eure Denkweise!
Die Work Rebels machen sich stark für Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir optimieren Büroflächen, durchdenken interne Prozesse und Arbeitsstrukturen. Mit attraktiven New Workspaces fördern wir tätigkeitsorientiertes Arbeiten und helfen beim Wandel zum neuen Workstyle. Damit verbessern die Arbeitswelt nachhaltig, sodass arbeiten Spass macht!
Wir freuen über Anregungen und Wünsche!